Habe ich beim Meditieren die Augen auf oder zu?

Ein Mensch in Meditationshaltung, mal sind die Augen offen, mal sind sie geschlossen

Wenn Du anfängst zu meditieren, ist es völlig in Ordnung die Augen zu schließen. Im Laufe der Zeit lohnt es sich allerdings sie zu öffnen. Damit ist nicht starren gemeint. Es sollte sich entspannt anfühlen.

Falls das nicht so ist, versuch die Muskeln um Deine Augenbrauen herum loszulassen. Übe nach und nach die Augen immer mal wieder für einen Moment zu öffnen, bis es natürlich geschieht. Es ist vollkommen okay, wenn das einige Zeit braucht.

Was es mit dem “weichen Blick” auf sich hat

Mir selbst hat die Beschreibung sehr geholfen mit einem “weichen Blick” zu meditieren. Damit ist gemeint, dass Du die Augen offen hast, Dich aber nicht auf einen bestimmten Punkt vor Dir fokussierst. Schau eher aus den Augenwinkeln heraus, so wie Du ein Bergpanorama betrachten würdest. Oder, um die Analogie einer Kamera zu nutzen: weniger Zoom, mehr in die Totale gehen.  


Warum es sich lohnt die Augen zu öffnen

In der Tradition, in der ich Meditieren gelernt habe, wird sehr viel Wert darauf gelegt mit offenen Augen zu praktizieren. Es geht ja im Endeffekt nicht darum im stillen Kämmerlein zu hocken und alleine vor sich hin zu meditieren.

Wir üben in einem geschützten Raum, das ist richtig, aber Ziel ist es diese Präsenz mit ins Leben zu nehmen. Und wie bewegen wir uns durch die Welt? Mit offenen Augen. Meistens zumindest, vom Nachtschlaf abgesehen.  

Apropos Nachtschlaf: Wenn wir die Augen beim Meditieren schließen, können zweierlei Dinge passieren:

  1. Du wirst müde, weil Dein Körper denkt, Augen zu – Zeit zum Schlafen.

  2. Deine Praxis bekommt unbewusst eine traumartige Qualität.

Damit meine ich, dass Dein Körper das Sein auf dem Kissen als eine schöne, entspannte Erfahrung abspeichert. Abseits des Kissens passiert alles andere, das wahre Leben. Und bumm, hast Du ohne es zu wollen, Meditation zu einem Instrument gemacht, das Deine Sichtweise in positiv und negativ spaltet, in „mag ich“ und „mag ich nicht“, in gut und schlecht. Dabei wollen wir durchs Meditieren allen Erfahrungen mit mehr Akzeptanz begegnen.


Der Schlüssel zu innerer Freude liegt im Gewahrsein

Wenn wir tief geerdet sind und unsere Erfahrung mit einem klaren Geist betrachten, gibt es da kein Gut und Böse. Das sind nur Konzepte, die wir Menschen uns überlegt haben, um bestimmte Erfahrungen wegzudrücken.

Wir meditieren, um uns in jedem Moment mit dieser unverfälschten Präsenz verbinden zu können. Das Leben macht ja für gewöhnlich keine Pause und wartet, bis wir für einen Moment unsere Augen geschlossen und Gewahrsein in eine Situation gebracht haben.

Wo auch immer Du bist und was auch immer Du tust, halte von Zeit zu Zeit inne und entspanne Deinen Geist. Du musst nichts an Deiner Erfahrung ändern. Alles, was Du je wolltest, ist genau hier in diesem gegenwärtigen Moment des Gewahrseins.
— YONGEY MINGYUR RINPOCHE

Jederzeit und überall meditieren, das ist der Gedanke hinter Anytime Anywhere Meditation, dem fünfwöchigen Meditationsprogramm, das ich unterrichte. Hier kannst Du mehr darüber erfahren.


Zurück
Zurück

Wie lange sollte man am Anfang meditieren?

Weiter
Weiter

In welcher Position sollte man meditieren?